15 Jahre…seit heute!

Genau heute vor 15 Jahren hat sich mein Leben auf einen (Auf-)Schlag geändert. Am 6. August 2004. Es war eine warme Sommernacht. Gemeinsam mit Bekannten sah ichmir ein Skateboard-Video in einer Location an, die mir bis dato unbekannt war. Gegen 23 Uhr gingen alle raus auf einen großen Balkon. Ich lief hinterher. Dort angekommen sprach ich mit den anderen und verweilte etwas. Bis ich gerufen wurde. Die Person, die mich rief, blendete mich gleichzeitig mit einer Taschenlampe und ich ging auf das Licht zu. Das war mein Fehler. Ich sah den Boden nicht und stürzte sechs Meter in die Tiefe. Ein Geländer gab es nicht.

Dunkelheit. Ich schlief nicht. Ich war im Koma.

Ich träumte viele Dinge, die mich auf ein neues Kapitel in meinem Leben vorbereiteten. Denn in den vielen Träumen, die ich durchlebte „saß“ ich, „lag“ ich oder wurde „getragen“. Niemals „lief“ oder „stand“ ich. Das mich die Träume darauf aufmerksam machten, dass etwas mit mir nicht stimmt, habe ich zuvor nicht begriffen. Erst im Nachhinein.

Meine Eltern standen am Bett im Krankenhaus und erklärten mir, dass ich nicht mehr laufen kann und jetzt querschnittgelähmt bin. Meine erste Frage galt meinem geliebten Hobby: „Kann ich jetzt nicht mehr skateboarden?“ Die Antwort war klar. Monatelange Reha und Mobilisierung folgten.

Als „Kind der Sonne“ wurde mir aber glücklicherweise eine sehr positive Lebenseinstellung mit in die Wiege gelegt. Heute, genau 15 Jahre später, kann ich auf eine Zeit zurück zu blicken in der ich trotz meiner Behinderung viel erreicht habe: Ich habe mein Abitur erfolgreich abgeschlossen; zwei Ausbildungen erfolgreich beendet; einen Führerschein und ein Auto; zwei Rap-Alben sowie zig Songs rausgebracht; an zwei Büchern als Autor mitgeschrieben; mehrere Projekte für Inklusion unterstützt; gemeinsam mit vielen Vereinen und Stiftungen für Menschenrechte zusammengearbeitet; an Film und Fernsehproduktionen mitgewirkt und Shows moderiert. Ich habe viele Länder der Welt erkundet und auf Missstände für Menschen mit Behinderung aufmerksam gemacht sowie Impulse zur Verbesserung gesetzt. Und ich bin seit zwei Jahren mit der tollsten Frau verheiratet.

Das alles mit meinem Gefährten: Dem Rollstuhl.

In 15 Jahren habe ich keine große Verbesserung für Menschen mit Behinderung in Deutschland erlebt. Was ich aber wahrnehme, ist eine immer größer werdende Community von Menschen, die sich gemeinsam stark machen. Menschen, die auf Missstände aufmerksam machen und für Verbesserungen kämpfen. Davon wünsche ich mir persönlich noch mehr!

Noch mehr Menschen, wie Raul KrauthausenLaura A. GehlhaarLeeroy Matata, Anouk (Th10.), Kübra SekinDavid Lebuser und Lisa, Constantin GroschGraf FidiArne SchöningSven Marx – GlobetrotterVolker WestermannAnna SpindelndreierChristoph Pisarz und und und…

Ich wünsche mir für unsere Zukunft, dass sich mehr Menschen davon etwas annehmen. Sodass ich in weiteren 15 Jahren zufrieden zurückblicken und noch mehr Menschen aufzählen kann, die an einer Verbesserung für die Wahrnehmung und Darstellung von Menschen mit Behinderung gearbeitet haben!

Es ist normal anders zu sein!
#MissionInklusion

Bildbeschreibung: Auf dem Bild sieht man Dennis. Auf der linken Seite ist Dennis auf einem Skateboard an einer Skaterampe und macht einen Trick. Er ist lässig gekleidet und hat eine Krawatte um. Unten steht die Jahreszahl 2004. Auf der rechten Seite sitzt Dennis im Rollstuhl und schaut relativ ernst an der Kamera vorbei. Darunter steht die Jahreszahl 2019.